Welcher Platz eignet sich bestens für ein Netzwerktreffen rund um Themen wie Energiewende, grüner Wasserstoff und Brennstoffzellen? Genau: die Fachmesse hy-fcell in Stuttgart. Deshalb haben wir als Verein H2-Wandel – Modellregion Grüner Wasserstoff Baden-Württemberg e.V. gemeinsam mit Michael Frankenberger von der Energie Agentur Göppingen / Wasserstoffregion Göppingen gestern zu solch einem Treffen nach Stuttgart eingeladen. Mit dabei waren Vertreter von Hochschulen, Kommunen und Wirtschaft.
Den spannenden Impulsvortrag mit dem Titel „Die Region im Wandel: Grüne Wasserstoffproduktion und -Nutzung in Baden-Württemberg“ am Beispiel der Projekte HY.Waiblingen und HyTeck übernahm dankenswerterweise Axel Prokopec von GP Joule.
Sein Unternehmen mit Stammsitzen in Buttenwiesen und Reußenköge (und einem neuen „Ausläufer“ in Geislingen an der Steige) hat seine Wurzeln in PV-Projekten in der Landwirtschaft und ist inzwischen mit seinen mehr als 850 Beschäftigten ein System-Anbieter für integrierte Energielösungen und Sektorenkopplung. Die Erkenntnisse: Erstens, GP Joule ist einer der Akteure, die sich in den Markt für Wasserstofftechnologien hinein entwickelt haben und deshalb über ein großes Knowhow in der Sektorenkopplung und entsprechend viele Standbeine verfügen. Zweitens: Wenn einer anfängt, ziehen andere auch mit, so formulierte es Axel Prokopec. Er riet mit Blick auf die langjährigen Erfahrungen von GP Joule auch dazu, den Optimismus zu bewahren, auch wenn es immer wieder neue Hindernisse und Rückschläge geben kann.
Danach hieß es: Auf zum Deep Dive! Wir stürzten wir uns gemeinsam mit Hilfe von KI-Einsatz in die Tiefen des Wasserstoff-Wissens und gingen dabei folgender Frage nach: „Ich möchte mit meinem Fuhrpark innerhalb von 10 Jahren 65 % der CO2 Emissionen einsparen. Wie mache ich das am besten?“
Um es kurz zu machen: Was die KI – in dem Fall die kostenlose Version von ChatGPT – uns mit auf den Weg gab, hätten wir in dieser vielseitig besetzten Runde sicher auch von selbst als wichtige Meilensteine identifiziert. Schwarmintelligenz nennt man das ja. Aber: Mit KI ging es einfach schneller – und die Antworten sorgten für einen raschen Einstieg in die produktive und spannende Diskussion. Erkenntnis für alle, die noch keine Erfahrungen mit KI gesammelt haben: Es lohnt sich, diese für ein Brainstorming einzusetzen, vor allem wenn die Frage, die Spezifikationen wie zum Beispiel Absender und Adressat der Frage und gewünschter Umfang der Antwort klar ist. Doch KI ist (noch) nicht allwissend, deshalb ist es auch wichtig, die Ergebnisse zu überprüfen! In unserem Fall hätte ChatGPT doch glatt Iveco als Hersteller von Brennstoffzellen-Lkw unterschlagen. Das geht natürlich überhaupt, schließlich ist Iveco Mitglied bei H2-Wandel und im Leuchtturmprojekt H2ToGo aktiv.
Nach der ganzen Theorie und der kurzen Debatte über Herausforderungen der gewünschten CO2-Neutralität folgte der Ausflug in die Praxis. Vier Stationen hatten wir bei unserem geführten Rundgang eingeplant.
Für das Thema H2-Mobilität waren wir sowohl am Stand von cellcentric, einem Gemeinschaftsunternehmen der Daimler Truck AG und der Volvo Group AB mit Standorten unter anderem in Kirchheim/Teck-Nabern, Stuttgart-Untertürkheim und Esslingen zu Gast als auch bei der Hyundai Hydrogen Mobility Germany GmbH mit Sitz in München.
Bei cellcentric empfing uns Joachim Ladra. Er erläuterte uns die Brennstoffzelle der nächsten Generation, die speziell für die anspruchsvollen Spezifikationen des Schwerlastverkehrs entwickelt wurde und stetig weiter entwickelt wird. Das System orientiert sich an den üblichen Einbauräumen von Dieselmotoren, sodass zwei Einzelsysteme mit einer Gesamtleistung von 300kW in den Motorraum von schweren Nutzfahrzeugen eingebaut werden können. Ein Daimler Truck, in den dieses System eingebaut ist, stand bestens in Szene gleich zur Besichtigung dabei.
Bei Hyundai Hydrogen Mobility lockte dann das nächste überdimensionierte Ausstellungsobjekt. Rainer Hänelt erläuterte uns das Konzept, das im Hyundai Xcient Fuel Cell verbaut ist. Davon sind europaweit, vor allem in der Schweiz und in Deutschland, inzwischen mehr als 120 Lkw unterwegs.
Das Thema „Regionale H2-Wertschöpfungskette“ und möglicher Stolpersteine arbeiteten wir am Stand der NWR.Energy4Climate auf. Das ist die Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, die sich dafür einsetzt, das Bundesland über alle Sektoren wie Energiewirtschaft, Industrie, Wärme & Gebäude sowie Mobilität hinweg so schnell wie möglich klimaneutral zu gestalten. Manuel Schaloske und Stefan Garche nahmen sich den Fragen unserer Gruppe an und erläuterten, was in ihrer Region in Sachen Wasserstoff-Hochlauf tut – und wo noch große Herausforderungen liegen.
Am Stand von Thost Projektmanagement GmbH aus Pforzheim, die mit ihren mehr als 700 Mitarbeitern in den Themenfeldern Dekarbonisierung für Immobilien und Industrie tätig ist, tauschten wir uns mit Jens Oergel über die Herausforderungen der Projektplanung in dem volatilen und daher schwer zu berechnenden Markt für Wasserstofftechnologien aus.
Zum Schluss ging es noch zum lockeren Austausch an die längste Wasserstoff-Theke – vielleicht nicht der Welt, aber zumindest der hy-fcell, initiiert von HZwo und NRW.
Unser Fazit: Spannende Veranstaltung, spannender Rundgang – und vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr im selben Rahmen wieder.
Herzlichen Dank an unsere Teilnehmenden für den lebhaften Austausch – und herzlichen Dank natürlich an unsere Akteure!
⇒ Hier ein kleiner Einblick in unser Netzwerktreffen:
Fotos: Karen Emler / H2-Wandel