Entdeckerecke – TEIL 2
Die Geschichte des Wasserstoffs
Wasserstoff (H) ist das häufigste Element im Universum. Wasserstoffgas (H2) entsteht, wenn zwei H-Atome sich verbinden. H2 ist ein farbloses, geruchloses Gas und ein wichtiger Bestandteil von Wasser (H2O) sowie viele weitere chemische Verbindungen. Wird in der Energiedebatte von Wasserstoff gesprochen, ist in der Regel von Wasserstoffgas die Rede.
Entdeckung der Grundprinzipien
Jules Verne prophezeite bereits 1875, dass Wasserstoff die Energie der Zukunft sein könnte – ein früher Hinweis darauf, welche Rolle dieses Element einmal spielen würde. Entdeckt wurde Wasserstoffen jedoch schon über 100 Jahre vorher von Henry Cavendish. Wasserstoff ist daher keineswegs eine „Erfindung“ der Neuzeit. Er ist ein seit langem bekanntes chemisches Element, das schon im 18. und 19. Jahrhundert wissenschaftlich untersucht und technisch genutzt wurde. Neu ist heute vor allem der Anspruch, Wasserstoff in großem Maßstab klimafreundlich zu erzeugen und als zentralen Energieträger in Industrie, Verkehr und Energiesystem einzubinden.
Die Geschichte der Wasserstofftechnologie beginnt im 19. Jahrhundert mit einem Meilenstein: Sir William Robert Grove entwickelte 1839 die erste Brennstoffzelle und zeigte damit, dass sich chemische Energie direkt in elektrische Energie umwandeln lässt. Das Prinzip war seiner Zeit voraus – hohe Effizienz und ein elegantes Funktionskonzept standen jedoch handfesten technischen Hürden gegenüber. Materialien, Haltbarkeit, Kosten und die fehlende Infrastruktur verhinderten lange, dass die Technologie den Sprung in die breite Anwendung schaffte.
1766
Entdeckung des Elements
Henry Cavendish entdeckt das chemische Element Wasserstoff
1800
Eletrolyse
Das Prinzip der Elektrolyse wird entdeckt.
Brennstoffzelleneffekt
Sir William Grove entdeckt den Brennstoffzelleneffekt, die Umkehrung der Elektrolyse.
1874
Jules Verne
Jules Verne prophezeit, dass Wasserstoff der Energieträger der Zukunft sein könnte.
1885
Erster Windelektrolyseur
Paul le Cour entwickelt den ersten Windelektrolyseur
Nutzung von Wasserstoff in Industrie und Raumfahrt
Erst im 20. Jahrhundert entstanden die passenden Einsatzfelder für Wasserstoff: Eine frühe und prominente Rolle spielte Wasserstoff in der Raumfahrt: Brennstoffzellen lieferten beispielsweise bei den Apollo-Missionen zuverlässig Strom und gleichzeitig Trinkwasser als Nebenprodukt. Parallel dazu wurde Wasserstoff schon lange in der Industrie eingesetzt – etwa in der chemischen Produktion. Dort wird er unter anderem bei der Düngemittelherstellung eingesetzt. Er ist heute noch ein zentraler Ausgangsstoff und unverzichtbar für die Erzeugung von Lebensmitteln weltweit.
Während der Ölkrisen in den 1970er Jahren gewann Wasserstoff dann erneut Aufmerksamkeit: Die Suche nach Alternativen zu fossilen Energieträgern belebte Forschung und Entwicklung, auch wenn der großflächige Durchbruch weiterhin ausblieb. Zu teuer, zu aufwendig in der Herstellung und ohne tragfähige Lieferketten blieb Wasserstoff vielerorts ein Zukunftsthema.
1909
Haber-Bosch-Verfahren
Indstriell genutztes Verfahren zur Herstellung von Ammoniak, z.B. zur Herstellung von Dünger.
1966
Brennstoffzellen in der Raumfahrt
Elektrizität und Wasser für Astronauten.
1986
Projekt HySolar
Das Projekt Hysolar forschte ab 1986 an der Wasserstoffproduktion aus Sonnenenergie
1994
NECAR
Versuchsfahrzeug NECAR mit Elektroantrieb und Brennstoffzellen, das erste Brennstoffzellenauto der Daimler-Benz AG
1999
Wasserstoffstankstellen
Wasserstofftankstellen in München und Hamburg nehmen den Betrieb auf
2003
Brennstoffzellen -U-Boot
Deutschland testet das weltweit erste U-Boot mit Brennstoffzellenantrieb, das „U 31“.
2004
Brennstoffzellenfahrzeuge
Weltweit finden Erprobungen von Brennstoffzellenfahrzeugen statt. Noch bestehen Hürden bei Infrastruktur und Kosten.
Rahmenbedingungen für eine klimaneutrale Wirtschaft
Heute erlebt Wasserstoff eine Renaissance – nicht, weil er neu wäre, sondern weil er als elementarer Baustein einer klimaneutralen Wirtschaft fossile Energieträger ersetzen kann. Vor allem rückt „grüner“ Wasserstoff (mittels Elektrolyse aus erneuerbarem Strom erzeugt) in den Fokus. Weltweite Strategien, staatliche Förderprogramme und Industrieinitiativen sollen den Hochlauf beschleunigen, insbesondere dort, wo direkte Elektrifizierung schwierig ist: in energieintensiven Industrien (z. B. Stahl, Chemie, Zement, Papier, Glas), in Teilen des Schwerlastverkehrs, der Schifffahrt und perspektivisch auch in weiteren Anwendungen. So kann Wasserstoff helfen, klimaschädliche Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren – als Baustein unter mehreren auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft.
2017
Wasserstoffstrategie Japan
2019
Reallabore der Energiewende
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) startet ein Förderprogramm, um innovative Energietechnologien und Geschäftsmodelle in realen Umgebungen zu testen
2020
Die Nationale Wasserstoffstrategie
Die Bundesregierung schafft einen einen Handlungsrahmen für die künftige Erzeugung, den Transport, die Nutzung und Weiterverwendung von Wasserstoff.
2045
Klimaneutralität bis 2045
Klimaneutralität 2045 ist das verbindliche Ziel Deutschlands, bis 2045 Netto-Treibhausgasneutralität zu erreichen.