H2-Wandel – Fachtagung: Weshalb Verlässlichkeit zum Mantra der Branche wird

Verlässlichkeit, Verlässlichkeit, Verlässlichkeit: Dieses Wort hat sich wie ein roter Faden durch unsere H2-Wandel – Fachtagung 2025 gezogen, die wir gestern gemeinsam mit der Stadt Ulm in Kooperation mit der Iveco Deutschland AG und der Plattform H2BW in Ulm veranstaltet haben. Unter dem Titel „Lösungsansätze für den erfolgreichen regionalen Wasserstoffhochlauf“ tauschten sich Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft darüber aus, wie Wasserstoff als wichtiger Baustein der Dekarbonisierung nachhaltig in unserer Wirtschaft etabliert werden kann.

Einem Veranstaltungsteil im Rathaus der Stadt Ulm mit der Expert*innenrunde mit rund 40 Gästen folgte ein zweiter Teil mit rund 80 Teilnehmenden für einen größeren Interessentenkreis im Iveco Experience Center im Donautal. Dort bot sich Gelegenheit, die Erkenntnisse aus der Round-Table-Runde zu vertiefen und sich mit anderen Wasserstoff-Akteuren zu vernetzen. In einer kleinen Roadshow präsentierten Aussteller ihr Knowhow rund um das Thema Wasserstoffhochlauf.

⇒ Was bei unserer Fachtagung heraus kam? Wir haben mitgenommen, dass die Anbindung an das Wasserstoff-Kernnetz eine entscheidende Rolle für den Wasserstoff-Hochlauf in unserer Region und somit auch für die planbare, folglich kalkulierbare Versorgung unserer energieintensiven Unternehmen spielt. Deshalb haben alle Unwägbarkeiten bei diesem Thema zugleich existenzielle Bedeutung für die Wirtschaft. Nicht umsonst wünscht sich Thilo Rentschler, OB a.D der Stadt Aalen und Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwürttemberg, dass es endlich mit dem Bau des Teilabschnitts Esslingen – Bissingen der SEL (Süddeutsche Erdgasleitung – die zwar vom Namen Erdgas trägt, aber Wasserstoff transportieren soll) losgeht, damit die Region an das Kernnetz angebunden werden kann.

⇒ Woran es beim Wasserstoffhochlauf grundsätzlich hakt? Er stockt, weil überbordende Regulatorik und diverse Kurswechsel in der Energiepolitik Unsicherheit schüren. Das verhindert Investitionen, verzögert den Aufbau der Infrastruktur und bremst Innovationen aus.

Prof. Markus Hölzle, Vorstandsmitglied des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), mahnte ein höheres Tempo in Deutschland an. Er richtete den Blick auf China. Dort hat die Regierung die Themen Wasserstoff, Elektrolyse und Brennstoffzellen in den neuen Fünf-Jahres-Plan aufgenommen – mit dem klaren Ziel, bei diesen Technologien globale Führerschaft zu erreichen. Die Gefahr sei groß, dass Deutschland seinen momentan noch vorhandenen Innovationsvorsprung verliere. „Dann wird die gesamte Technologie zukünftig aus China kommen“, warnte Hölzle. Für ihn steht fest: „Wenn wir den regulatorischen Rahmen in Griff bekommen, können wir technologisch loslegen. Es ist alles ausreichend entwickelt und verfügbar. Wir haben nun keine Zeit mehr zu verlieren.“

Aus der Wirtschaft kam zudem der Wunsch nach mehr Pragmatismus, zum Beispiel, wenn es um die Farbenlehre beim Wasserstoff geht. Denn angesichts des Ausbaus der Erneuerbaren Energien „wird der Wasserstoff im Laufe der Jahre auch grün, ohne die einschränkenden Regularien hinsichtlich der Nutzung“, sagte Jürgen Thormann, der bei Schwenk Zement für neue Technologien zuständig ist.

Christian Sulser, Vorstandsvorsitzender von IVECO Deutschland, wies auf die Multi-Energy-Strategie hin, den der Fahrzeughersteller bei der Antriebsentwicklung verfolgt. Sein Credo: „Egal wie wir dekarbonisieren, Hauptsache, wir starten!“

Für Dr. Jan Stefan Roell, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), spielt noch ein anderes Thema eine wichtige Rolle für den Wasserstoffhochlauf: „Die Preisentwicklung beim Wasserstoff muss so gestaltet werden, dass der aktuell geplante Preis von 8 Euro pro Kilogramm auf ein bezahlbares Niveau von 2 Euro gesenkt wird, um eine breite und wirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen.“

Verlässlichkeit zog sich, wie eingangs erwähnt, wie ein roter Faden durch die Debatten der Fachtagung. Martin Ansbacher, Oberbürgermeister der Stadt Ulm, sagte, ein politisch stabiler Rahmen sei wichtig, damit Innovationen vor Ort umgesetzt werden könnten. Auch BWIHK-Präsident Dr. Roell betonte, dass politische Kurswechsel für alle Akteure Gift seien. Der Politik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene schrieb er ins Stammbuch: „In der Energiepolitik muss man langsam und sorgfältig Entscheidungen treffen und diese dann über eine ganze Generation hinweg durchhalten.“ Und mit „einer ganzen Generation“ sei nicht eine Legislaturperiode gemeint.
Unsere Moderatorin Dr. Maike Schmidt (ZSW) setzte sich bei diesem Thema kurzerhand ihren Hut als Vorsitzende des Klima-Sachverständigenrats des Landes auf und mahnte die Politik eindringlich: „Wir machen Wasserstoff nicht zum Selbstzweck.“ Angesichts des fortschreitenden Klimawandels sei es „auch für unsere Gesellschaft fatal, mit jeder Legislaturperiode die Projekte in Frage zu stellen.“

„Unser Ziel war es, mit Hilfe dieser Expert*innen-Runde aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung Verständnis dafür zu schaffen, welche Bedeutung die Wasserstoff-Technologien für unsere Region hat“, sagt Michael Bächler, Geschäftsführer des Vereins H2-Wandel. „Denn Wasserstoff als Energieträger kann dazu dienen, das bereits existierende energieintensive produzierende Gewerbe auf dem Weg zur Klimaneutralität verlässlich zu begleiten.“

Wir von H2-Wandel sagen ein herzliches Dankeschön an Oberbürgermeister Martin Ansbacher und sein Team für die Gastfreundschaft sowie an IVECO Deutschland für die wunderbare Kooperation. Dass sich die diesjährige H2-Wandel – Fachtagung mit dem „Regionalen Fachdialog Wasserstoff“ verbinden ließ, den die Plattform H2BW und das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg federführend initiieren, wertet Michael Bächler als positives Zeichen dafür, welch hohen Stellenwert das Thema aus Sicht des Landes einnimmt. Auch diesen Partnern gilt unser herzlicher Dank. Ein großes Dankeschön aber geht natürlich an all die Akteure und Akteurinnen aus der Wasserstoffwelt, die unsere Fachtagung in der Rolle Impulsgeber, Aussteller und Zuhörer bereichert haben!

 

Ansonsten gilt: Bilder sagen mehr als Worte 😉

 

Fotos: Armin Buhl im Auftrag von H2-Wandel / Zusammenschnitt: Karen Emler/H2-Wandel

H2-Wandel: Modellregion Mittlere Alb – Donau – Ostwürttemberg

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